Vorlesungen (2 SWS), gehalten im WS 2002/03, WS 2005/06 und 2007/08. Zu den Vorlesungen wurde ein Manuskript erstellt, das entweder als Ganzes oder in einzelnen Abschnitten angesehen oder heruntergeladen werden kann.
1. Vorlesung:
Begriffsbestimmung und historischer
Überblick. Ausgehend von der Einsicht, daß auch geistig-seelische
Eigenschaften genetisch bedingt sind, daher vererbt werden können und
der Evolution unterliegen, wird die Evolutionstheorie zur Grundlage von
Erklärungsversuchen.
pdf-Datei (108 kB)
2. Vorlesung:
Grundlagen der Farbenlehre: Farbreiz und
Farbempfindung. Wie kann man Farbreize messen und in Maßzahlen
ausdrücken? Einige Farbsysteme
(Runges Farbenkugel, Ostwaldscher Farbkörper, Munsell Book of Color,
DIN-Farbenkarte). Bestimmung der
Ostwaldschen Farbmaßzahlen mit dem Farbenkreisel (Experiment; führen Sie den Mauszeiger über das Bild unten rechts),
Mischung von Gelb und Blau mit dem Farbenkreisel. Verschiedene Effekte im
Zusammenhang mit Farbwahrnehmung: Assimilation, Simultan- und
Sukzessivkontrast, Nachbilder.
pdf-Datei (83 kB), mit Bildern.
3. Vorlesung:
Ein seltsamer Nachbildeffekt. Die Theorie des Farbensehens.
Warum ist Blau so dunkel? Historische
Entwicklung der Theorie. Unterschiedliche relative
Helligkeitsempfindung bei Tages- und Nachtsehen (Purkinje-Effekt). Die
Grundempfindungskurven des Farbensehens (Tagessehen, photopisches Sehen).
Was ist der Grund für die seltsam anmutende starke Überlappung von
zweien der drei Kurven, und warum trägt die dritte fast nicht zur
Helligkeitsempfindung bei? Demonstration der Farbfehler (chromatische
Aberration) von Hornhaut und Linse.
pdf-Datei (186 kB), mit Bildern.
4. Vorlesung:
Wann sieht man welche Farben? Remissions- und Transmissionskurven.
Farben mischen: Substanzfarben;
subtraktive Mischung, subtraktive Grundfarben; Mischung durch Mittelung,
additive Mischung. Vergleich mit dem Farbkreis von Johannes Itten.
Die Darstellung von Farben im RGB-System. Empfundene Intensitäten, das
Weber-Fechnersche Gesetz, die Herstellung einer gleichmäßig
abgestuften
Grauskala (siehe Anhang);
die RGB-Maßzahlen entsprechen den empfundenen
Intensitäten.
Psychologische Aspekte; wie kommt es zu der Übereinstimmung in der
Wirkung von Farben auf den Menschen?
pdf-Datei (100 kB), mit Bildern
5. Vorlesung:
Gedanken zur bildenden Kunst: Zeichnen: Magie? Wie funktioniert das Sehen,
und wie kann man beim Zeichnen die Illusion der räumlichen Tiefe
erreichen? Die Zentralperspektive. Nützliche Übungen, um zeichnen
zu lernen.
pdf-Datei (595 kB), mit Bildern
6. Vorlesung:
Der Holzschnitt von Albrecht Dürer, der letztes Mal gezeigt wurde
("Der
Zeichner des liegenden Weibes"), bildet eine
Vorrichtung
(Graticola) ab, die von
Leonardo da Vinci
als Hilfsmittel zur Erfassung der Perspektive empfohlen
wurde, und die Dürer auf seiner zweiten Italienreise 1506
kennenlernte.
Malerei: Das Phänomen der Farbkonstanz erschwert die naturgetreue
Wiedergabe. Wieder muß gelernt werden, auch die ursprünglichen,
unverarbeiteten Sinneseindrücke wahrzunehmen. Bei der Plastik entfallen
die Probleme, die das Zeichnen und Malen erschweren.
Welche Eigenschaften eines Bildes bewirken, daß es uns gefällt?
Auf welchen Gebieten spielt Schönheit eine Rolle? Sind die
Bewertungskriterien angeboren, anerzogen ...? Was sind die Kennzeichen von
Schönheit?
pdf-Datei (40 kB)
1. Hausaufgabe: Es wurde die Kopie einer
Zeichnung verteilt, die verkehrtherum -- Kopf nach unten --
abzuzeichnen ist.
(Nachzügler können die Vorlage in der nächsten Vorlesung
erhalten.)
2. Hausaufgabe: Fertigen Sie ein Selbstportrait
an, oder ein Portrait eines anderen. (Mit Bleistift auf einem Blatt
DIN A4.) Dafür sollten Sie nicht
länger brauchen als 20 Minuten, höchstens eine halbe Stunde.
7. Vorlesung:
Woher kommt das "Gefühl", das für unser Schönheitsempfinden
verantwortlich ist? Ist der evolutive Vorteil aufspürbar? Über die
Wichtigkeit des Nachahmens. Guter Geschmack.
Moderne Kunst. Die wichtigsten Stilrichtungen der "klassischen Moderne":
Realismus, Impressionismus, Pointillismus, Fauvismus (wird fortgesetzt)
pdf-Datei (61 kB, noch ohne Bilder)
Als Beispiele wurden Bilder projiziert, die Sie in
Mark Harden's "Artchive" finden
können:
Courbet:
die Welle, Verwundeter Mann,
Badende, Ein Begräbnis in Ornans
Monet: Impression soleil levant; Hotel des Roches Noires, Trouville;
Saint-Lazare Station; Water Lilies (The Clouds)
Pissarro: Montmartre bei Regen, bei Sonnenschein,
Oper bei dunstigem Wetter, "outskirts", Holzarbeiter
Sisley: Überflutete Straße, Station in Sèvres
Renoir: Le Moulin de la Galette;
die Schaukel;
sitzende Badende
Degas: Tanzschule
3. Hausaufgabe: Suchen Sie ein Bild im Internet,
das Ihnen gefällt (vorzugsweise moderne Kunst),
und geben Sie in Stichworten an, warum es Ihnen
gefällt.
8. Vorlesung:
Die wichtigsten Stilrichtungen der "klassischen Moderne" (Fortsetzung):
Jugendstil (art nouveau), Symbolismus, Expressionismus, Kubismus,
Futurismus, Konstruktivismus, De Stijl, Bauhausstil, Dadaismus,
Surrealismus, Abstrakter Expressionismus, Pop-Art, Naturalismus (als
"Durchläufer")
pdf-Datei (47 kB, ohne Bilder)
Beispiele aus dem Internet werden projiziert:
Bilder von Manet, Cézanne, Gauguin,
Klimt, Schiele, Mucha, Munch, Füßli (Fuseli), Böcklin,
Ensor, Malevitch, Picasso, Braque, Pollock, Twombly
und es wird nahegelegt, im Internet auch noch nach den hier nicht gezeigten
zu sehen. Eine gute Startadresse ist das
"Artchive" von Mark Harden, wo die
Künstler auch den wichtigsten Stilrichtungen zugeordnet sind.
Schließlich wird, zum Beweis, daß es Leute gibt, die sich
für den abstrakten Expressionismus begeistern, ein Hymnus an Jackson
Pollock vorgelesen, der von Kurt Rossacher stammt und im Netz zu finden war.
9. Vorlesung):
Ein Blick auf die Gegenwartskunst ("Postmoderne"). Wie kann der
Künstler erreichen, daß er auffällt (oder zumindest
in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird), um ins Geschäft zu
kommen?
- Die Bilder werden größer
- Darstellung des Häßlichen, Ekelerregenden, Obszönen
- Statt Bildern: Installationen, die auch immer größer werden
- Botschaften, die "die Gesellschaft verändern" sollen
- Klamauk
- Suggestion von magisch-mystischer Bedeutung.
Als Beispiele für die vorgetragenen Thesen werden Bilder (mittels
moderner Projektionstechnik) gezeigt: Werke von Antes, Baumeister, Girke,
Graubner und Kiefer, dann wird
das Kunstmagazin art
12/2002 durchgeblättert, um
die "25 Werke,
die jeder kennen muss" zu zeigen.
Die pdf-Datei des Vorlesungsskripts wird erst nach der nächsten
Vorlesung weitergeführt.
4. Hausaufgabe: Suchen Sie im Internet ein Werk
der Gegenwartskunst (nach 1970 entstanden),
das Ihnen gefällt,
und geben Sie in Stichworten an, warum es Ihnen
gefällt. Suchen Sie eines, das Ihnen nicht gefällt, und
begründen Sie auch dies.
5. Hausaufgabe: Die
Studienordnung LG (Anm. 2017: inzwischen veraltet und nicht mehr im Netz auffindbar) diene als
Beispiel für Textverarbeitung. Drucken Sie die Seiten 5-9, 38-40,
44 und 45 aus und
markieren Sie, was bezüglich Satz und Layout besser gemacht werden
könnte.
10. Vorlesung:
Der Kunstmarkt, seine Akteure und ihr Wechselspiel. Sammeln ist
prestigeträchtig. Die Kunstkritik
ist durch die Ereignisse im Dritten Reich nachhaltig geschädigt und zu
ablehnender Kritik kaum noch in der Lage; der Kunstbegriff ist ausgeweitet
und die Maßstäbe sind abhanden gekommen. Kenntnis des Marktes
ersetzt das Kunstverständnis. Spontane
Symmetriebrechung als Modell.
Ein kurzer Blick auf Musik und Literatur.
Die Bearbeitung von Texten für die Veröffentlichung
("Desktop-Publishing"). Als Einstimmung und Beispiel, was alles schiefgehen
kann, wird das Grußwort des Präsidenten aus dem
Vorlesungsverzeichnis, sowie das Leitbild der Universität
Hannover gezeigt, wie es im Vorlesungsverzeichnis abgedruckt ist (als
Ergänzung der 5. Hausaufgabe).
pdf-Datei (75 kB,
Vorlesungen 9 und 10)
6. Hausaufgabe: Gestaltung eines Werbeplakates für ein Ereignis, auf das eine Schule die Öffentlichkeit aufmerksam machen will. (Beispiele: ein Wohltätigkeitsbasar, eine Aufführung der Theater-AG, ein Papierflugzeug-Wettbewerb ...) Über die Weihnachtsferien könnten Sie sich einen Entwurf überlegen; Gestaltungsvorschläge und Tips kommen in den nächsten Vorlesungen, Abgabe Ende Januar.
11. Vorlesung:
Was macht ein gut gelungenes Schriftstück aus?
Inhalt, gute Gliederung des Inhaltes - hier nicht das Thema.
Stil: Berücksichtigung der Zielgruppe in Wortwahl und Satzbau.
Verzicht auf modische Fremdwörter (das Pidgin-Englisch der Werbung,
Soziologendeutsch).
Bildliche Wendungen (Metaphern) beleben den Text,
können aber bei Übertreibung oder sich widersprechenden Bildern
lächerlich wirken.
Orthographie: größere Fehlertoleranz nach der
"Rechtschreibreform".
Schließlich die Typographie.
Typographie: die Gestaltung von schriftlichen Arbeiten.
Überlieferte Regeln und Faustformeln.
Layout: Papierformat, Satzspiegel, Zeilenlänge, Blocksatz oder
Flattersatz, Wahl der Schrift.
Wirkung verschiedener Schriften im Vergleich. Lesbarkeit.
Gruppeneinteilung der Druckschriften nach DIN 16518.
Schriftmuster: Garamond (Titelblatt eines alten Buches),
Times, Helvetica, Helvetica Narrow, Avant Garde,
New Century Schoolbook, Bookman und Palatino, jeweils in den
Ausführungen "Buch" (roman = normale Stärke), fett (bold) oder
halbfett (demi), kursiv (italic) oder geneigt (oblique), sowie die Zapf
Chancery Medium Italic (Zierschrift).
pdf-Datei (278 kB)
Literatur:
Hans Peter Willberg, Friedrich Forssmann: Erste Hilfe in Typographie. Verlag
Hermann Schmidt, Mainz 1999
Jürgen Gulbins, Christine Kahrmann: Mut zur
Typographie. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1992
12. Vorlesung:
Mikrotypographie: Vorschriften für den Schriftsatz: - Bei Verwendung
von Fraktur (die ziemlich aus der Mode gekommen ist) ist die Unterscheidung
zwischen langem und rundem 's' zu beachten. - Bei Verwendung von
Großbuchstaben kein 'ß', sondern 'SS' - Keine Ligaturen zwischen
Wortstamm und Vor- und Nachsilben und über Wortfugen in
Zusammensetzungen - korrekte Anführungszeichen -
Raumverteilung (Spati[on]ieren), Zwischenräume, keine und kleine
Zwischenräume - Horizontale Striche: Trennstrich (Divis),
Gedankenstrich, Strich für 'gegen', 'bis' und 'minus' - Mathematische
Symbole (plus, minus, mal etc.) - Schriftauszeichnung
pdf-Datei (68 kB)
Literatur zur Mikrotypographie: Marion Neubauer,
Teil 1 und
Teil 2, mit vielen praktischen Hinweisen für TeX-Anwender.
Anmerkung: Daß ich in diesem Text gegen die eben formulierten Regeln
vielfach verstoße, liegt daran, daß nicht alle Browser
Sonderzeichen wie –, „, “ richtig wiedergeben. Es ist
mehr wie auf der Schreibmaschine …
7. Hausaufgabe: Noch einmal Korrekturlesen der
Studienordnung LG. Achten Sie bei diesem 2. Durchgang (der 1. war
Aufgabe 5) besonders auf die Mikrotypographie, und markieren Sie alle im 2.
Durchgang bemerkten Fehler in einer anderen Farbe als im ersten.
8. Hausaufgabe: Verwenden Sie Ihr
Lieblings-Textverarbeitungs-Programm, um diese Formeln zu setzen. (Sollten Sie nach einer Stunde
noch nicht fertig sein, reicht das, was Sie in einer Stunde zuwege gebracht
haben.) Schreiben Sie in jedem Fall dazu, wie lange Sie gebraucht haben.
Abgabetermin für diese Aufgabe: 23. Januar.
13. Vorlesung:
"Typographik" - Gestaltung mit Schrift. Beispiele wurden projiziert und kurz
diskutiert. Auch "meine Lösung"
der Übungsaufgabe 6 (ca. 0,5 MB).
Literatur hierzu: Friedrich Friedl, Nicolaus Ott, Bernard Stein
(Herausgeber): Typographie - wann wer wie. Verlag Könemann, Köln
1998.
Mathematischer Formelsatz: Eine kurze Einführung in TeX (Satzprogramm,
das für mathematisch-naturwissenschaftliche Texte mit Formeln
besonders geeignet ist) und LaTeX (umfangreiches Makropaket für TeX).
TeX (inclusive LaTeX) gibt es für alle gängigen Betriebssysteme
kostenlos im Internet.
Ein peinliches Mißgeschick bei der Demonstration des Satzes der
Formeln aus Aufgabe 8 - was passiert ist, finden Sie im Anhang unter
ASCII und ANSI: TeX unter Windows.
Die (etwas modifizierte)
TeX-Quelldatei zu den Formeln
von Aufgabe 8 finden Sie hier.
Eine Kurzanleitung für LaTeX finden Sie im TeX-Archiv
von Dante unter dem Namen l2kurz.pdf (47 Seiten, 337 kB, sehr zu
empfehlen).
14. Vorlesung:
Mathematischer Formelsatz mit TeX (Fortsetzung). Die Beispiele aus
Übung 8 und noch ein paar mehr. Es wird noch einmal auf
die von Marion Neubauer zusammengestellten
Mikrotypographie-Regeln
(Teil 2) hingewiesen, die auch Tips und Tricks zum mathematischen
Formelsatz mit LaTeX enthalten.
Dank einer wachsenden Zahl von Ergänzungspaketen werden die
Möglichkeiten, die LaTeX bietet, immer vielfältiger. Man ist
nicht mehr auf die anfangs mit TeX bereitgestellten Schriften angewiesen
(Computer Modern Schriftgruppe), sondern kann auch die heute allgemein
verfügbaren PostScript Schriften verwenden. Mit Hilfe des PSNFSS-Pakets
von Sebastian Rahtz die Times New und die Palatino auch schon im
Formelsatz.
pdf-Datei (13. und 14. Vorlesung, ca. 122 kB)
15., letzte Vorlesung
Es wurden die Übungs-Ausarbeitungen gezeigt und besprochen.
Bemerkenswert, daß die Unterschiede in den Ergebnissen von Hausaufgabe
1 (verkehrt herum abzeichnen)
längst nicht so groß sind wie bei Aufgabe 2
(Selbstporträts). Das heißt, die
Unterschiede in der Zeichenkunst kommen nicht von der
Feinmotorik der Hand.
Zu Hausaufgabe 6 (Entwurf eines Werbeplakates) schienen mir sämtliche
Ausarbeitungen etwas zu zaghaft, was Schriftgröße und
Stärke betrifft, und häufig zu kleinteilig (zu viele verschiedene
Schriften, verstreute Clip-Art-Bildchen).
Zusammenfassung und Schluß:
Es hat mich gefreut zu sehen, daß von den Hörern einige offensichtlich Spaß an der Bearbeitung der Aufgaben hatten. Fast(?) alle hatten sich schon vorher mit Fragen der Ästhetik oder der bildenden Kunst beschäftigt (oder auch einen guten Kunstunterricht in der Schule gehabt), so daß ich vermutlich "Eulen nach Athen getragen habe".
Anhänge
Für die, die es genauer wissen wollen, wird hier noch ergänzendes
Material bereitgestellt:
Die Rechnung zum Weber-Fechnerschen Gesetz: Grauskala mit dem Farbkreisel.
pdf-Datei (67 kB)
Kritik an der Farbenlehre von Harald Küppers
ASCII und ANSI: TeX unter Windows
ASCII (Abkürzung für "American Standard Code for
Information Interchange") und
ANSI - (Abkürzung für "American National Standards Institute"
unterscheiden sich in der Codierung der nationalen Sonderzeichen.
TeX selbst verwendet nur die Zeichen, in denen sich ASCII und ANSI nicht
unterscheiden (die ersten 128 Zeichen); aber die ergänzenden Pakete,
die die bequeme Eingabe von Umlauten über die Tastatur
ernöglichen, verwenden den erweiterten ASCII-Code, Windows dagegen den
ANSI-Code.
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